Der Hechtkopf
Es war einmal ein Bauer und seine Frau, die hatten eine Tochter, ein junges
Mädchen. Eines Tages ging sie in den Gemüsegarten eggen; sie
eggte und eggte, dann riefen die Eltern sie ins Haus, Plinsen essen. Sie
ging und ließ das Pferd mit der Egge im Garten zurück, mochte
es warten, bis sie wiederkam. Nun hatten aber ihre Nachbarsleute einen
Sohn, der war ein dummer Bursche. Schon lange gelüstete es ihn, das
Mädchen zu ficken, doch ihm fiel nichts ein, wie das anzustellen wäre.
Da sah er das Pferd mit der Egge, er spannte den Gaul aus und führte
ihn in seinen Garten, die Egge aber ließ er liegen. Die Deichsel
hatte er durch den Zaun zu sich hinübergeschoben, und nun spannte
er das Pferd wieder vor. Als das Mädchen zurück kam, war sie
höchst verwundert. Wie kann das sein, auf der einen Seite des Zauns
die Egge und auf der anderen Seite das Pferd? Sie schlug es mit der Peitsche
und rief:
"Welcher Satan hat dich da rüber geschleppt? Hast du dich hindurchgekeilt,
dann komm auch wieder zurück, los, mach schon!"
Der Bursche aber stand dabei, sah zu und lachte.
"Wenn du willst", sagte er, "helf ich dir, aber hinterher lässt
du dich von mir ficken."
Das Mädchen war nicht auf den Kopf gefallen.
"Von mir aus", sagte sie und betrachtete dabei einen alten Hechtkopf,
der mit offenen Maul im Garten lag. Sie hob ihn auf, steckte ihn in den
Ärmel und sprach:
"Aber ich komme nicht zu dir und du darfst auch nicht zu mir
herüberkommen, damit es niemand sieht; wir machen es lieber durch
den Zaun, also schieb schnell deinen Knüppel hindurch, ich will ihm
schon die Richtung weisen."
Der Bursche brachte seinen Schwanz zum stehen und schob ihn durch den
Zaun, das Mädchen aber nahm den Hechtkopf, riss ihm den Rachen noch
weiter auf und stülpte ihn über die Kuppe, so dass es dem Burschen
einen Ruck gab und scheuerte ihm den ganzen Schwanz blutig. Er nahm
ihn in beide Hände, lief nach Hause, setzte sich in einen Winkel und
schwieg sich aus. Ach, der Teufel soll sie ficken! dachte er bei sich.
Was hat sie für eine bissige Pflaume! Wenn nur mein Schwanz bald verheilt,
sonst kann ich mich ja nie wieder an ein Mädchen heranwagen.
Doch bald kam die Zeit, dass er freien sollte und seine Eltern verheirateten
ihn denn auch mit der Nachbarstochter. Nun lebten sie zusammen, eine Tag,
noch einen und einen dritten, eine Woche und noch eine und eine dritte,
der Bursche aber fürchtete sich seine Frau anzurühren. Eines
Tages wollten sie die Schwiegermutter besuchen und fuhren los. Unterwegs
sprach die Frau zu ihrem Manne:
"Hör zu, lieber Daniluschka! Wie kommt es, dass du mich geheiratet
hast und machst nichts mit mir? Wenn du nicht kannst, warum willst du dann
einem anderen Menschen das Leben verderben?"
Darauf Danilo:
"Nein, noch einmal betrügst du mich nicht! Deine Pflaume beist
ja. Damals hat mir der Schwanz lange weh getan und ist nur mühsam
verheilt." - "Unsinn", sagte sie " ich habe damals nur einen Scherz mit
dir getrieben. Lasse deine Furcht fahren! Wir wollen es gleich unterwegs
versuchen, es wird dir Spaß machen."
Da bekam er Lust, schlug ihr den Rock hoch und sprach:
"Warte, Warja, ich will dir zuvor die Beine festbinden, wenn sie wieder
beißt, kann ich schnell runterspringen und weglaufen."
Er löste den Zügel und band ihr damit die nackten Schenkel
rechts und links fest. Sein Instrument war recht ansehnlich und als er
sich auf Warja legte, schrie sie gellend auf. Das Pferd aber war noch jung,
es erschrak und stürmte los, so das der Schlitten herüber und
hinüber schleuderte. Der Bursche flog heraus und Warja raste mit gespreizten
nackten Schenkeln auf den elterlichen Hof.
Die Mutter schaute zum Fenster hinaus und sah das Pferd ihres Eidams
und sie dachte bei sich, er wolle ihr wohl ein geschlachtetes Rind fürs
Fest bringen. Sie ging hinaus um die Gäste zu begrüßen,
doch es war kein Rind, es war ihre Tochter.
"Ach Mütterchen!" schrie sie. "Binde mich rasch los, ehe mich
jemand so sieht." Die Alte band sie los und fragte sie aus.
"Wo ist denn dein Mann?" - "Den hat das Pferd vom Schlitten geworfen!"
Sie gingen ins Haus und blickten zum Fenster hinaus, da sahen sie Danilo
kommen. Er ging zu ein paar Jungen die dort spielten, blieb stehen und
schaute zu. Die Alte schickte ihre älteste Tochter, sie solle ihn
hereinholen. Sie trat zu ihm:
"Guten Tag Danilo Iwanowitsch!" - "Grüß Dich." - "Komm ins
Haus! Alle warten auf dich!" - "Ist Warja bei euch?" - "Ja." - "Ist ihr
Blut schon gestillt?"
Die Schwester spuckte aus und ließ ihn stehen. Da schickte die
Alte ihre Schwiegertochter nach ihm, die redete ihn gut zu:
"Komm, komm, Daniluschka! Ihr Blut ist längst gestillt."
Sie führte ihn ins Haus, die Schwiegermutter begrüßte
ihn und sprach:
"Herzlich willkommen, lieber Eidam!" - "Ist Warja bei euch?" - "Ja."
- "Und, ist ihr Blut gestillt?" - "Es ist schon längst gestillt."
Da holte er seinen Schwanz heraus, zeigte ihn seiner Schwiegermutter
und sprach:
"Da Mütterchen! Dieser Pfriem war ganz in ihr drin!" - "Nu, nu,
setz dich, es ist Tischzeit."
Sie setzten sich und machten sich übers Essen und Trinken her.
Als Rührei aufgetragen wurde, hatte der Dummkopf Lust, es ganz allein
zu essen, darum ließ er sich etwas Pfiffiges einfallen. Er holte
seinen Knüppel raus, klopfte mit dem Löffel gegen die Kuppe und
sprach:
"Dieser Pfriem war ganz in Warja drin." Und er rührte mit diesem
Löffel das Rührei um. Da war nichts zu machen, alle standen vom
Tisch auf, er aber verspeiste das Rührei ganz allein und pries die
Gastfreundschaft seiner Schwiegermutter.
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